Die Milch macht´s oder doch nicht?
Kennt Ihr den Spruch noch? Ich glaube in den achtziger Jahren gab es genau mit dem Spruch mal eine Werbekampagne.
Nun im Prinzip ist gegen Milch bzw. Milchprodukte als Lebensmittel ja nichts zu sagen. Milchprodukte enthalten u.a. viel Kalzium und sind wie alles in Maßen ja auch gesund.
Nur…. es gibt eben viele Menschen bei denen verursachen Milchprodukte verschiedene Beschwerden wie Bauchweh, Blähungen, Durchfälle etc.
Und da seht dann gleich das Wort Laktoseintoleranz im Raum.
Wie kann es sein, dass manche Menschen Milchprodukte nicht so gut vertragen?
In der Milch ist Milchzucker (Laktose) enthalten. Damit unser Körper diesen Zucker verarbeiten kann, wird die Laktose normalerweise im Dünndarm mit Hilfe des Enzyms Laktase in die beiden Bestandteile Galaktose und Glukose aufgespalten. Anschließend kann unser Körper diese beiden Einfachzucker in die Blutbahn aufnehmen.
Manche Menschen bilden nun zu wenig Laktase oder dieses Enzym fehlt sogar ganz.
Und so kommt es, dass der Milchzucker nicht im Dünndarm aufgespalten wird, in den Dickdarm weiterwandert und erst hier durch verschiedene Bakterien verstoffwechselt wird. Dabei entstehen Wasserstoff, Kohlendioxid und kurzkettige Fettsäuren. Und genau dies führt dann zu den Beschwerden wie Blähungen , Durchfällen etc.
Ist das nun schlimm?
Zunächst einmal…
Bei einer Laktoseintoleranz handelt es sich um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit und nicht um eine Allergie.
Eine Milchallergie (Körper reagiert auf spezielle Eiweiße in der Milch) gibt es zwar auch, die Symptome äußern sich hier aber wie bei anderen Allergien auch eher durch Reaktionen der Haut und der Atemwege.
Normalerweise können wir als Säugling Milchzucker (Laktose) sehr gut verarbeiten. Ist ja auch wichtig, da wir ansonsten ja nicht gestillt werden könnten. Nach dem Abstillen wird dann das Enzym Laktase in unserem Körper immer weniger und wir verlieren mit der Zeit immer mehr die die Fähigkeit Milchzucker aufzuspalten.
Es gibt auch einen angeborenen Laktasemangel, der bereits in den ersten Lebenswochen auftritt. Dieser muss allerdings unbedingt durch den Kinderarzt behandelt werden und wird hier nicht näher behandelt.
Dass wir hier in Mittel-und Nordeuropa Milch oftmals gut vertragen ist im Prinzip eher ungewöhnlich. Weltweit haben 75-80% der Menschen im Erwachsenenalter eine Laktoseintoleranz. Im Süden und in Asien (ca. 94%) ist sie sogar wesentlich verbreiteter als z.B. in Nordeuropa.
Woher kommt das?
In Gegenden in denen Milchviehwirtschaft betrieben wurde, wie im nördlichen Nord- und Mitteleuropa oder auch z.B. in Afrika bei den Massai, war es von Vorteil wenn die Menschen Milchprodukte gut vertrugen. Die Menschen, die Milchprodukte gut verstoffwechseln konnten, waren evolutionsbiologisch im Vorteil und wurden so im Laufe der Jahrtausende automatisch zur Mehrheit in den entsprechenden Gegenden.
Die Laktoseintoleranz ist also keine Krankheit, sondern im Grunde „normal“.
Da in unseren Breiten Milchviehwirtschaft betrieben wurde und Milchprodukte einen festen Platz in unserer Ernährung haben, gibt es bei uns sehr viele Menschen, die diese auch vertragen. Aber eben nicht alle. Wenn du nun zu der Minderheit (ca. 25%) gehörst denen Milchprodukte Schwierigkeiten bereitet, ist das mitunter nicht ganz so toll.
Wie kannst du feststellen, ob du Milchzucker verträgst oder auch nicht?
Der erste Schritt ist wie immer ein Ernährungsprotokoll.
Hast du nun den Verdacht, dass Milchprodukte die Ursache für deine Beschwerden sind, ist es am besten einen Arzttermin zu vereinbaren bei dem dann ein sogenannter Wasserstoff- Atemtest gemacht wird.
Bei diesem Test trinkts du eine Lösung, die eine gewisse Menge Laktose enthält. Anschließend wird über einen Zeitraum von 2-3 Std. überprüft ob und wie weit dein Körper Laktose aufspalten kann.
Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass du eine Laktoseintoleranz hast geht es weiter mit der Anpassung deiner Ernährung.
Wie passt du deine Ernährung an, wenn eine Laktoseintoleranz vorliegt?
Generell ist es nicht sinnvoll ab sofort alle Milchprodukte komplett vom Speiseplan zu streichen, da sie viele wertvolle Inhaltsstoffe (Kalzium, Magnesium, Vitamin B…) enthalten.
Die individuelle Toleranzgrenze ist zudem ganz individuell und es kann sein, dass du eine bestimmte Menge an Laktose sehr gut verträgts. Nur wenn es zu viel wird tauchen die üblichen Beschwerden auf.
Dies bedeutet also ein wenig Detektivarbeit um rauszufinden wo deine Toleranzschwelle bei Milchprodukten liegt.
Zunächst kannst du „normale“ Milch durch die laktosefreie Variante ersetzen, die es inzwischen ja in jedem Supermarkt zu kaufen gibt. .
Bei verschiedenen Milchprodukte wie z.B. Käse gibt es allerdings viele Sorten bei denen natürlicherweise keine Laktose mehr enthalten ist. Generell kann man sagen, je länger gereift ein Käse ist umso weniger Laktose enthält er. Bergkäse, Emmentaler… gelten z.B. als laktosefrei. Sogar Camembert ist oft gut verträglich. Nur bei Frischkäse wäre ich etwas vorsichtiger. Da er ja wie der Name schon sagt „frisch“ ist, enthält er auch noch einen großen Anteil an Laktose.
Wie du schon siehst ist ein genereller Verzicht auf Käse nicht nötig.
Des weiteren kommt es natürlich auf die Gesamtmenge der Milchprodukte selbst an, die du im Laufe eines Tages zu dir nimmst.
Hier kann es wie auch bei der „Ursachenforschung“ hilfreich sein, wenn du über eine gewisse Zeit wieder ein Ernährungsprotokoll führst. So kannst du mit der Zeit gut abschätzen, ob du einen Joghurt pro Tag und ein paar Scheiben Käse gut verträgst, aber vielleicht die Milch im Müsli durch die laktosefreie Variante ersetzen solltest oder auf andere Alternativen wie z.B. Reismilch zurückgreifst.
Nur….Inzwischen ist es so, dass in sehr vielen verarbeiteten Lebensmittel Laktose enthalten ist, bei denen man es nicht vermutet.
Wusstet du z.B. dass in den verschiedensten Wurst- und Brotwaren Laktose enthalten ist?
So kann es passieren, dass du mit anderen Lebensmitteln unbewusst Laktose zu dir nimmst, deine verträgliche Menge dann bereits erreicht ist und du beim Mozzarella auf der Pizza auf einmal Beschwerden bekommst. Daher bleibt oft nichts anderes übrig, als sich mit den Zutatenlisten von verarbeiteten Lebensmitteln zu beschäftigen.
Eine ganz tolle Hilfestellung bietet hier das Portal Codecheck – Infoportal für Lebensmittelinhaltsstoffe mit dem du sehr leicht die verschiedenen Zutatenlisten von Lebensmitteln abrufen kannst.
Sollte deine verträgliche Menge an Laktose allerdings sehr klein ist, gibt es auch noch die Möglichkeit ein Laktasepräparat einzunehmen, das den Abbau von Laktose unterstützt. Gerade z.B. vor Restaurantbesuchen, wo du nicht so genau weißt wie viel Laktose in den verschiedenen Gerichten enthalten ist, kann das sehr hilfreich sein.
Wenn du deine Ernährung entsprechend anpasst, werden die Beschwerden in der Regel wesentlich besser oder verschinden sogar ganz.
Und so kannst du zukünftig das Essen wieder genießen.
Du hast Fragen zur Laktoseintoleranz? Gerne in den Kommentaren.
Auch wenn ich dich bei der Ursachenforschung deiner Beschwerden unterstützen kann oder bei dir bereits eine Laktoseintoleranz festgestellt wurde und du Unterstützung bei der Anpassung deiner Ernährung brauchst, kann ich dir weiterhelfen.
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Ich freue mich schon auf dich.
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