Ein frisches Butterbrot oder eine Semmel mit Butter und Marmelade – einfach köstlich oder? Nicht umsonst gehören Brot und Semmeln (Brötchen) zu einer der beliebtesten Lebensmittel der Deutschen. Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Brot-und Semmelsorten wie bei uns. Alleine über 300 verschiedene Brotsorten bieten hierzulande die Bäcker ihren Kunden an. Hergestellt werden die Brote und Semmeln aus den unterschiedlichsten Getreidearten, verschiedensten Mischungsverhältnissen, Ausmahlgraden und Zutaten. Da bleiben keine Wünsche offen so viel Auswahl gibt es.

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Und dann sind da noch die verschiedenen Nudelsorten Spaghetti, Tagliatelle, Spiralen…. Einfach köstlich so eine Pasta mit Tomatensauce oder auch Pizza – wer mag es nicht ? Getreide – überall kommt es zum Einsatz. Weizen, Dinkel, Roggen und natürlich auch Gerste, die neben dem Hopfen eines der Hauptbestandteile des Deutschen Lieblingsgetränkes dem Bier ist.
Doch immer wieder hört man, dass viele Menschen nach dem Genuss von Getreideprodukten unter den unterschiedlichsten Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen … leiden.
Und schon geistern die Worte Zöliakie und Glutensensitivität durch die Gegend.
Manche streichen dann einfach auf Verdacht und weil es angeblich ungesund sein soll, die ganze Palette Getreideprodukte aus ihrem Speiseplan. Das halte ich für falsch. Denn dass Getreide generell ungesund ist stimmt einfach nicht. Getreide und Getreideprodukte gehören zu einer wertvollen Lebensmittelgruppe, die man nicht leichtfertig aus seinem Speiseplan streichen sollte.
Wenn du allerdings den Verdacht hast, dass deine Beschwerden mit dem Genuss von Getreideprodukten zu tun haben, geh systematisch vor und mach zunächst den Glutenbelastungstest wie ich ihn in einem vorigen Artikel beschrieben habe.
Wie geht´s weiter wenn du feststellst, dass Getreide für deine Beschwerden verantwortlich ist?
Zunächst gilt es als abzuklären, ob bei dir Zöliakie vorliegt oder “nur” eine Glutensensitivität. Bei Zöliakie löst das harmlose Eiweiß Gluten bei den betroffenen Menschen eine immunologische Reaktion (Allergie) aus und die Schleimhaut im Dünndarm entzündet sich. Die Darmzotten, die für die Nährstoffaufnahme verantwortlich sind, schrumpfen und so kommt es zu einem Mangel an Verdauungsenzymen. Langfristig gesehen kann es bei den Betroffenen zu Mangelerscheinungen kommen, da der Körper die zugeführten Nährstoffe nicht mehr richtig verstoffwechseln kann. Außer die Zöliakie-Betroffenen passen ihre Ernährung entsprechend an und erreichen so, dass die Entzündungen im Darm zurückgehen und ihr Körper wieder alle Nährstoffe aufnehmen kann. Bei der Glutensensitivität beschränken sich die Symptome eher auf eine Reizdarmsymptomatik wie Durchfall, Blähungen, Verstopfung … Es handelt sich hier also nicht um eine allergische Reaktion und auch der Darm ist nicht entzündet.
Wie finde ich heraus ob ich Zöliakie habe?
Damit eine Diagnose zweifelsfrei festgestellt werden kann, musst du für etwa vier Wochen wieder glutenhaltige Lebensmittel essen. Natürlich nicht überwiegend, aber pro Tag muss die Glutenmenge mindestens 15 Gramm betragen. Diese Menge ist z.B. in zwei Semmeln, zwei Brotscheiben oder 200g gekochten Nudeln enthalten. Dies ist wichtig da nur so die oben beschriebene Entzündungsreaktionen im Körper ausgelöst werden. Wenn die vier Wochen rum sind folgt der Gang zum Facharzt (Gastroenterologe), der dann mit Hilfe eines Bluttests verschiedene Antikörperbestimmungen (Transglutaminase-Antikörper vom IgA und IgG-Typ…) durchführt. Stellt sich heraus, dass bei dir diese Antikörper vorhanden sind ist es ziemlich sicher, dass eine Zöliakie vorliegt. Um die Diagnose zu erhärten wird in der Regel noch eine Dünndarmbiopsie veranlasst, um nachzusehen inwieweit die Darmzotten bereits geschrumpft sind. Und nun heißt es ab sofort und lebenslang eine glutenfreie Diät einzuhalten. Glutenfrei bedeutet, dass der Glutenkonsum pro Tag auf unter 10 Milligram reduziert werden muss, da sich ansonsten der Dünndarm wieder entzündet und auch die bekannten Beschwerden wieder auftauchen. Die meisten Lebensmittel – außer verschiedene Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen… – enthalten von Natur aus kein Gluten. Es gibt also noch sehr vieles was du zukünftig essen kannst. Inzwischen gibt es auch eine große Auswahl an glutenfreien Nudeln und Bäckereien stellen inzwischen auch immer mehr glutenfreie Brote her. Allerdings wird zukünftig das Selberkochen und -backen einen größeren Raum bei dir einnehmen. Auch dabei gibt es einiges zu beachten. Zum Beispiel ist es sinnvoll einen extra Topf für deine glutenfreien Nudeln anzuschaffen, der nicht von den anderen Familienmitgliedern benutzt wird. Es könnten nach dem Abwasch noch Spuren von Gluten aus “normalen” Nudeln enthalten sein, die dann bei dem Zöliakie-betroffenen erneut die entsprechenden Entzündungsreaktionen auslösen. Und das wollen wir ja vermeiden. Eine glutenfreie Ernährung bedeutet auf jeden Fall eine große Umstellung und genau deshalb ist es auch wichtig eine gesicherte Diagnose zu haben. Zudem fehlt eine ganze Lebensmittelgruppe und so gilt es die entsprechenden Vitamine und Mineralstoffe durch andere für dich verträgliche Lebenmittel zu ersetzen.
Bei mir wurde Zöliakie festgestellt – wie geht es weiter?
Am besten du läßt dich von einer Ernährungsfachkraft beraten, die dich bei der Umstellung deiner Ernährung und auch mit Alltagstipps unterstützt. Zusätzlich empfehle ich meinen Klienten auch immer mit der Deutschen Zöliakie Gesellschaft Kontakt aufzunehmen. Die DZG bietet betroffenen Personen sehr gute und empfehlenswerte Unterlagen. Zudem gibt es inzwischen viele Selbsthilfegruppe in denen sich Betroffene austauschen können. Dies geht über den Austausch von Rezepten mit glutenfreien Kost bis hin zu Tipps für Restaurants. Denn einfach mal so irgendwo essen gehen fällt für die Zukunft einfach aus. In den meisten Restaurants kann in der Regel nicht gewährleistet werden, dass Gerichte die von der Zusammensetzung her glutenfrei sind wie z.B. ein Steak mit Gemüse, nicht mit Gluten kontaminiert sind. Beispielsweise kann es sein,dass neben dem Brett auf dem das Steak gewürzt wird, das Schnitzel für einen anderen Gast paniert wird. Spuren von Gluten können dann über die Luft auf dem Steak landen. Es gibt also einiges zu beachten. Zu Hause kann man es in der Regel recht gut organisieren. Hier werden die Küchenutensilien, die nur mit glutenfreien Produkten in Berührung kommen dürfen gekennzeichnet und jeder weiß Bescheid. Inzwischen gibt es auch sehr viele Kochbücher in denen eine Vielzahl von glutenfreien Gerichten vorgestellt werden. Am Anfang muss man zwar manchmal noch etwas experimentieren aber mit der Zeit funktioniert es dann ganz gut. Und natürlich gibt es auch sehr viele Lebensmittel die natürlicherweise frei von Gluten sind. Gemüse, Obst, Reis, Amaranth, Quinoa…. Einem abwechslungsreichen Speiseplan steht hier nichts im Weg. Bei verarbeiteten Lebensmitteln gilt allerdings ab sofort Zutatenliste lesen. Denn auch bei Produkten in denen man es nicht gleich vermutet kann Gluten enthalten sein wie z.B. in Tomatensaucen, Wurst…. Hier kann dir die App Codecheck beim Einkauf sehr gut helfen. Zudem kannst du glutenfreie Produkte an der durchgestrichenen Ähre erkennen. Inzwischen hat sich in diesem Bereich sehr viel getan und Zöliakie-Betroffene können unter vielen Produkten auswählen, die auch noch gut schmecken. Du siehst also die Diagnose Zöliakie bedeutet nicht, dass du nun fast nichts mehr essen kannst. Wir haben ja das Glück, dass wir eine nahezu unbegrenzte Auswahl an hochwertigen und wertvollen Lebensmitteln haben.
Zöliakie ist ausgeschlossen – Gluten vertrage ich trotzdem nicht?
Ist eine Zöliakie, sowie andere entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulceros, Morbus Chron) ausgeschlossen, kann bei dir eine Glutensensitivität vorliegen. Dabei handelt es sich nicht um eine Allergie sondern um eine Unverträglichkeit. Und dies bedeutet, dass die Beschwerden in der Regel mengenabhängig sind. So kann es sein, dass du eine Portion Spaghetti am Tag recht gut verträgst. Wenn dann zum Frühstück zwei Semmeln, am Nachmittag zum Kaffee das leckere Croissant und am Abend eine Brotzeit mit zwei – drei Broten dazukommen wird es zu viel und die Blähungen, Durchfall … fangen an.
Bei einer Glutensensitivität sind allerdings keine Entzündungsreaktionen im Körper vorhanden, sondern du hast “nur” Befindlichkeitsstörungen die wieder verschwinden. Hier gilt es dann anhand eines Ernährungsprotokolls herauszufinden wo deine individuelle Verträglichkeitsmenge liegt. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Wenn ich z.B. Spaghetti mit Sahne Shrimps Soße essen möchte – ich liebe es – dann verkneife ich mir eben zum Kaffee das Croissant und esse auch zum Frühstück ein glutenfreies Müsli. Und schon kann ich die Spaghetti ohne Probleme genießen, da ich meine tägliche Menge an Gluten nicht überschritten habe. Bei der Glutensensitivität musst du einfach ausprobieren und beobachten. So findest du mit der Zeit sicherlich die Menge an Gluten heraus, die du gut verträgst. Und wenn es dann doch einmal zu viel war… Die Beschwerden gehen vorüber und du passt dann einfach die nächsten Tage wieder mehr auf.
Gluten ist nicht – was kann es noch sein?
Hier geht die Spurensuche mit Hilfe entsprechender Untersuchungen oder Ausschlußdiagnosen noch ein wenig weiter. Denn auch andere Getreidebestandteile wie z.B. das Weizenlektin, ein Amylasemangel oder eine allgemeine Ballaststoffunverträglichkeit können zu den verschiedensten Beschwerden führen.
Wenn sich dann herausstellt wodurch deine Beschwerden verursacht werden, lassen sich auch hier über die entsprechende Anpassung der Ernährung die Beschwerden lindern oder sie verschwinden sogar ganz.
Du hast Fragen zum Blogartikel über Zöliakie und Glutensensitivität?
Gerne in den Kommentaren.
Kann ich dich bei der Ursachenforschung deiner Beschwerden unterstützen?
Oder bei dir wurde bereits Zöliakie oder eine Glutensensitivität festgestellt und du brauchst Unterstützung bei der Anpassung deiner Ernährung?
Dann vereinbare einfach ein kostenloses Kennenlerngespräch mit mir. Du erzählst mir wo dich der Schuh drückt und wir überlegen gemeinsam wie ich dir weiterhelfen kann. Ich freue mich auf dich.
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