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Darmbakterien – die Wohngemeinschaft in unserem Körper

Für viele heißt es zur Zeit ja wieder. Abi geschafft – und nun geht´s los zum Studieren.
Mit der Zeit trudeln Zusagen von den jeweiligen Hochschulen ein. Und dann geht´s weiter mit den Entscheidungen.
In welche Stadt gehe ich und wo will ich wohnen?
Wohngemeinschaften stehen meistens hoch im Kurs. Bei meinen Kids war und ist zumindest so. Nicht nur dass es meist billiger als ein einzelnes Appartemen, man ist in einer neuen Stadt dann auch nicht so ganz alleine und die Umstellung fällt leichter. Meistens ist der WG auch immer einer dabei, der schon länger in der neuen Stadt lebt und sich auskennt wie alles so läuft. Außerdem ist es auch toll neue Menschen kennenzulernen und was ich als Mutter auch gut finde. Die Kids lernen gleich – noch mehr als zu Hause – sich aufeinander einzustellen, zu organisieren und sich abzusprechen. Denn in einer gut funktionierenden Wohngemeinschaft hat jeder Einzelne seine Aufgaben, die er erfüllen muss. Das ist auch ganz wichtig. Denn wenn nicht, bricht früher oder später das Chaos aus.

Wohngemeinschaft

fotolia, contrastwerkstatt

Was hat eine Studenten-WG nun mit uns zu tun?

Sehr viel. Denn auch in unserem Körper haben wir eine riesige Wohngemeinschaft. Diese Mega-WG sitzt bei uns im Darm und ihre Bewohner sind die Darmbakterien .
Ca. 1 Billion (eine Zahl mit 12 Nullen) dieser kleinen Mikroorganismen leben in uns. Nicht nur die Anzahl ist riesig, auch die Vielzahl der Bakterien. Ungefähr tausend verschiedene tummeln sich in unserem Dünn-und Dickdarm. Diese Multikulti-Wohngemeinschaft brauchen wir dringend, denn ohne sie könnten wir nicht überleben.

Darmflora, Darmbakterien

fotolia, Alex

Und genau wie in einer Studenten-WG haben auch die verschiedenen Bewohner unseres Mikrobiom (Darmflora) vielfältige Aufgaben zu erfüllen.
Da gibt es z.B. die Türsteher-Bakterien, die darüber entscheiden wer überhaupt in die Wohnung hereindarf. Denn unser Darm ist sozusagen der Eingang in unser Körperinneres (Blut, Lymphsystem, Gehirn…) und auch 80% unseres Immunsystems sitzen im Darm. Andere Bakterien  “kochen” und verarbeiten Lebensmittel und sorgen so dafür, dass wir immer genügend Energie haben. Dann gibt es welche, die dafür zuständig sind, dass es immer sauber zugeht, geputzt und aufgeräumt und der Müll rausgetragen wird. Also insgesamt unsere Verdauung gut funktioniert. Aber auch für unsere Gefühle sind Darmbakterien mitverantwortlich. Denn durch die Darm-Hirn-Achse gibt es eine sehr schnelle Verbindung von unserem Hirn zum Darm und umgekehrt.

Woran merke ich dass die Bakterien-WG bei mir funktioniert?

Natürlich daran, dass du keinerlei Probleme hast. Dein Immunsystem funktioniert, d.h. du bist nahezu nie krank. Und wenn du einen Infekt bekommst – was immer mal sein kann – dauert es nicht lange und du bist schnell wieder fit. Du hast keine Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Bist nicht zu dick oder zu dünn. Du bist psychisch ausgeglichen und zufrieden mit dir und der ganzen Welt. Sprich – du fühlst dich rundum wohl in deiner Haut.

Woran merke ich dass meine Bakterien-WG nicht optimal funktioniert?

Der Müll wird nicht rechtzeitig rausgetragen und du hast immer mal wieder Verstopfung. Was die Köche auftischen verträgst du nicht, du bekommst Blähungen oder dir wird schlecht. Es wird viel zu viel eingekauft und gekocht, so dass deine Mitbewohner gar nicht dazukommen alles immer gleich richtig zu verarbeiten. So werden Vorräte gebunkert und du bekommst Übergewicht. Die Türsteher lassen Leute rein, die in deiner Wohnung nichts zu suchen haben. Wiederkehrende Infekte plagen dich und dein Immunsyststem funktioniert nicht so wie es sollte. Dir geht es einfach insgesamt nicht gut und du hast verschiedene gesundheitliche Probleme. Auch ständiges Kopfweh, enorme Müdigkeit  und vieles mehr können ihre Ursache darin haben, dass deine Darmflora nicht so zusammengesetzt ist wie sie sein sollte.

Foto: Fotolia, Piotr Maranski

Wie kommen denn die Bakterien in unseren Darm?

Auf die Erstbewohner unseres Darms haben wir keinen unmittelbaren Einfluss, denn diese wurden uns von unserer Mutter mitgegeben. Auch die Vererbung spielt eine gewisse Rolle. Hier wird sozusagen angelegt welche Bakterienstämme bei uns dazu neigen, sich schneller zu vermehren und welche eher weniger. Dann hat es natürlich einen Einfluss was unsere Mutter während der Schwangerschaft gegessen hat, wie wir zur Welt gekommen sind (natürliche Geburt oder Kaiserschnitt) und ob wir gestillt wurden oder nicht. Alles miteinander wirkt sich auf die Grundausstattung unserer Darmflora aus. Anschließend beeinflussen unsere weiteren Lebensumstände unser Mikrobiom. Wo wir aufgewachsen sind (Stadt/Land), was wir als Kinder gegessen und getrunken haben, wie viel wir uns bewegt haben und noch vieles mehr.
Die Zusammensetzung unserer Darmflora ist allerdings nicht statisch. Sie verändert sich ständig. Denn alles was wir essen und trinken, was wir tun oder lassen hat einen Einfluss darauf wie viel verschiedene Bakterienarten und welche Mengen davon sich in uns tummeln.  Je vielfältiger und bunter das Treiben in unserem Darm ist, umso besser in der Regel für uns.

Was kann ich tun, damit es meinem Darm gut geht ?

  •  viel trinken ca. 1,5-2l am Tag, das hält den Darm in Schwung
  • Wasser und ungesüßter Kräutertee sind die besten Durstlöscher
  • viel Gemüse und Obst essen: 5 Portionen am Tag sind eine gute Menge
  • genügend Ballaststoffe (Gemüse, Obst, Vollkornprodukte) essen;  unsere Bakterien lieben sie, denn sie beschleunigen die Darmpassage und verhindern Verstopfung
  • Nüsse und Trockenfrüchte in den Speiseplan integrieren; sie enthalten Vitamine und Mineralien, “gute” Fette und Ballaststoffe
  • Probiotika: als Naturjoghurt, Kefir, Molke und milchsauer vergorenes Gemüse wie Sauerkraut. Die Milchsäurebakterien können sich im Darm ansiedeln und unterstützen so die körpereigenen Bakterien
  • Prebiotika: sie fördern das Wachstum nützlicher Darmbakterien; Inulin ist z.B. einer davon; du findest ihn in Spargel, Topinambur, Zwiebeln und Schwarzwurzeln
  • gut und gründlich kauen; denn “gut gekaut ist halb verdaut”Gemüse

Das mögen unsere winzigen Mitbewohner nicht so gern

  • zu viel Fleisch und Wurst = mehr als 600g Fleisch/Wurst pro Woche
  • Fast Food, hochverarbeitete Lebensmittel: sie enthalten oft “schlechte” Fette oder Transfettsäuren, Konservierungsstoffe, Farbstoffe und vieles mehr
  • zu viel Zucker (max. 50g /Tag) und Weißmehl

Was kann ich sonst noch für meine Bakterien-WG tun?

Nicht nur unsere Ernährung, auch unser Umgang mit Stress beeinflusst unseren Darm.
Wenn wir innerlich angespannt sind funktioniert auch unsere Darmdurchblutung nicht optimal. Es wird Adrenalin freigesetzt, was die Verdauungs- und Stoffwechseltätigkeit vermindert. Eine Neigung zu Verstopfung kann die Folge sein. Umgekehrt dies natürlich auch. Wenn uns etwas zu sehr aufregt, kann es dazu führen, dass sich unsere Darmtätigkeit beschleunigt und  du bekommst z.B. Durchfall.  Deshalb ist es wichtig zu lernen besser mit Stress umzugehen. Denn ganz vermeiden lässt er sich nicht.
Verschiedene Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training oder auch Achtsamkeitsübungen  können hier helfen. Einfach mal ausprobieren und schauen was dir am besten gefällt.

Und dann natürlich – Bewegung und Sport
Denn auch Bewegung hilft Stress abzubauen und hält so unsere Mitbewohner bei Laune. Zudem unterstützt sie direkt unsere Darmperistaltik (Darmbewegungen) und beugt so ebenfalls Verstopfung vor. Du musst ab sofort nicht gleich jeden Tag 2 Stunden intensiven Sport treiben. Einfach mehr Bewegung in den Alltag einbauen, das ist meist schon ein guter Anfang. Z.B. zum Einkaufen mit dem Rad fahren, in der Arbeit nicht mit dem Aufzug fahren und zu Fuß gehen …. Es gibt so viele Möglichkeiten.

Also…
Iss vielfältig und bunt, möglichst viel Pflanzliches, Fleisch/Wurst in Maßen, wenig Fertigprodukte und beweg dich genügend. Dann können deine Mitbewohner wachsen und gedeihen.
Und wenn sie sich bei dir wohlfühlen, geht es auch dir gut.

Autor: Monika Winhard

Hallo, ich bin Monika, zertifizierte Ernährungsberaterin und Gesundheitscoach. Seit 2014 unterstütze ich meine Klienten dabei ihr Lebensschiff mit der richtigen Ernährung wieder auf Kurs zu bringen.

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